„Stör ich?” – „Ja!“

Statements zu Stille und Innehalten von Unternehmerinnen

Michaela Schara
… ist Einzelunternehmerin, so wie 51 % der UnternehmerInnen Österreichs, und betreibt eine Werbeagentur (midesign : die kommunikationswerkstatt) in einem kleinen Dorf in Niederösterreich. Im Marketing und Multimedia liegen ihre Arbeitschwerpunkte. Zusätzlich arbeitet sie im Unternehmen ihres Mannes mit, engagiert sie sich in der Wirtschaftskammer, organisiert einen Haushalt samt pubertierender Kinder und schreibt an einem Buch.

Ich versuche mir eine klare Wochenplanung einzuteilen, in dem ich mir an zwei Tagen in der Woche keine KundInnentermine vereinbare. In dieser Zeit arbeite ich in Ruhe meine Berichte und anderes auf um nicht, wie früher, am Wochenende arbeiten zu müssen. Auch habe ich mir vorgenommen, täglich, egal bei welchem Wetter, mindestens 30 Minuten spazieren zugehen – meine Walkingstöcke stehen dazu griffbereit in der Garderobe. Allerdings schaff ich das noch nicht regelmäßig. Hier erhalte ich Unterstützung von einer Nachbarin, die auch gerne rausgeht: wir haben vereinbart, dass sie öfter mal bei mir vorbeikommt und mich abholt!

Fix eingeplant sind Supervisionsstunden für mich und einmal pro Woche meine Yoga-Stunde. Dazu hab ich mir einen 10er Block gekauft, weil, wenn ich es schon bezahlt hab, dann geh ich auch wirklich hin!

Ganz besonders wichtig ist mir aber eine bewusste Tageseinteilung. Dazu gehört mein „heiliger Morgen“, an dem ich für nichts außer Kater streicheln, Zeitung lesen, in Ruhe frühstücken und Tee trinken zuständig bin. Diesen „Spleen“ schenke ich mir und verteidige ihn auch. Was meine Familie und mein Umfeld regelmäßig einfordern …

Inzwischen hab ich auch gelernt, wenn ein/e Kund/in aber auch ein Freund oder Freundin am Wochenende anruft und ins Telefon flötet: „Stör ich?“  und es passt mir gerade nicht, freundlich und klar zu antworten: „Ja!“.

Sabine Gabber… ist heute „Certified Financial Planner“ und Unternehmensberaterin mit Sitz in Leonding und Wien. Sie hat beim Fasten im Kloster Pernegg wieder zu sich selbst gefunden
www.gabber.cc

Ich war zwanzig Jahre lang in der Raiffeisen Landesbank Oberösterreich, die letzten sechs Jahre im Vorstand einer Tochterbank, eine gestandene Bankerin also, mit allen Begleiterscheinungen. Dauernd irgendein Event, dauernd freundlich sein müssen. Man hat bald all seine Freunde im Konzern und kommt körperlich und geistig gar nicht mehr hinaus. Es war schon immer prickelnd, es gab viele Erfolgsmomente, aber es hat mich nie hinschauen lassen auf mich, ob es mir gut geht. Aber es hat sich langsam etwas verändert, ich habe nicht mehr schlafen können, keine Zeit mehr gehabt. Ich war beruflich oft ausgelaugt und leer und habe nach etwas gesucht, was Halt gibt.

Da bin ich dann das erste Mal Fasten ins Kloster Pernegg gegangen. Fasten ist totale Reduktion. Es gibt dem Körper die Chance, sich selbst zu suchen, was er braucht. Ich habe dort nur geschlafen und geschlafen. Es war unglaublich. Ich bin zurückgekommen und hatte wieder ein Leuchten in den Augen und Freude am Leben. In der Stille des Klosters habe ich das erste Mal wieder Freude erlebt. Alles ist abgefallen.

In Pernegg habe ich beschlossen, meinen Job an den Nagel zu hängen. Seit 2007 bin ich selbstständig als Finanzberaterin und achte auf meine Zeit und auf Innehalten. Mittlerweile war ich schon sechs Mal Fasten in Pernegg. So ein Ort der Stille ist schon sehr speziell. Wer es nicht so ernst mit sich meint oder einfach gerade keinen spirituellen Bedarf hat, geht ja eher in den Fünf-Sterne-Wellnesstempel.

Aneta Pissareva
… ist Inhaberin der Interfinance Beratungs GmbH und absolviert heute neben der Finanzberatung eine Ausbildung zur Fastenleiterin
Tel:   01/585 65 18
a.pissareva@financecoaching.at

Als Finanzberaterin musste ich mit dem Umstand zurande kommen, dass stetiges Wachstum etwas Unnatürliches ist, es geht nicht immer zügig bergauf, auch wenn die KundInnen das wollen. Solche beruflichen Konfliktsituationen, vor allem aber eine spirituelle Sehnsucht haben mich zum Fasten gebracht. Ich wollte sehen, welche Veränderung stattfindet, habe auch begonnen, mich für verschiedene Methoden zu interessieren und bin nach Pernegg gefahren. In der Fastengruppe entsteht ein geschützter Raum, man wird von der Gruppe und ihrem Energiefeld mitgetragen.

Fasten ist wie das Drücken eines Reset-Knopfes, viel Unangenehmes kann gelöscht werden, etwas Neues kann entstehen. Der Körper hat die Chance, wieder zu seinem Natürlichen zu finden. Es ist ein Ausgleich zu einem nach Außen orientierten und aggressiven Leben und bringt Klarheit. Ich sehe durch diesen Reinigungsvorgang meine Ziele genauer, was ja auch für meine KundInnen gut ist. Es erlaubt mir, in der Finanzberatung besser individuell auf die Menschen als Ganzes einzugehen.
Diesen positiven, intuitiven Einfluss auf das eher männlich strukturierte Finanz-business möchte ich intensivieren und mache jetzt auch selbst die Ausbildung zur Fastenleiterin.

Ein Kommentar zu “„Stör ich?” – „Ja!“”

  1. Alexander Wöhrer sagt:

    Tolle Berichte…kann selbst mehrtägige Wanderungen empfehlen