„Dranbleiben!“ – Statements zum Wandel

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Gibt es den Wandel? Wir wollten eine Antwort dazu auch aus der Praxis hören und haben zwei Fragen gestellt.
1. Leben wir in einer Welt des Wandels?
2. Wenn ja, wie reagiert Ihr Unternehmen drauf?

Lisa Muhr,
Gesellschafterin „Göttin des Glücks“
www.goettindesgluecks.at

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Wir leben immer im Wandel, es geht darum, wo geht der Wandel hin und wie schnell. Sonst gäbe es keine Entwicklung. Derzeit verändert sich etwas im Bezug auf Nachhaltigkeit. Es ist ein langsamer Weg, der von der Basis ausgeht, von den Konsument/innen, von den KMUS, weniger von den größeren Unternehmen. Leider nehme ich die Politik am wenigsten wahr. Wir hoffen, dass das Engagement derer, die Nachhaltigkeit leben und tun, ausreicht, um die Probleme, die von uns geschaffen wurden, gelöst und gewandelt, verändert werden.

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Wir haben uns 2005 gefunden und aus Spaß heraus ein kleines Unternehmen gegründet. Dann waren wir so erfolgreich, dass wir in eine Krise kamen: sollen wir jetzt aufhören? Durch einen Impuls der besten Freundin organisierten wir uns neu – und produzierten Ende 2006 erstmals eine Öko & Fair Trade Modekollektion.

Uns war Wertebewusstsein immer schon wichtig. Alfred Strigl lud mich nach unserem Starat erstmals zu einem Vortrag ein, und seitdem läuft es. Wir sind umgestiegen auf nachhaltige Produktionsweise, weil uns diese Art des Wirtschaftens nicht nur ein Ziel, sondern eine Mission ist.

Derzeit engagieren wir uns auf 2 Ebenen: wir verkaufen Mode aus fairer Produktion und wir machen Bewusstseinsbildung. Wir sprechen in Schulen und bei vielen anderen Veranstaltungen davon, um die Menschen, die im Prinzip offen sind, zu animieren, auch selber aktiv nachzudenken und das eigene Handeln zu verändern.

Ira Mollay
New world energies
dancing the future .  projekt support

www.newworldenergies.net

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Ja, davon bin ich überzeugt. Die Zeugen und Boten des Wandels sprießen überall aus dem Boden wie Pilze im schönsten Wald. Der Wandel wird getragen von der Zivilgesellschaft, von engagierten und oft sehr jungen Menschen. Die selbst gestalten wollen, die sich nicht mit Jammern zufrieden geben, sondern sich mit kreativen Ideen selbst einbringen. Die wichtigsten Themen sind: Zusammenarbeit, Gemeinschaftsbildung, gemeinsame Innvoation, Ressourcenschonung, Teilen, Wertschätzung. In der Sprache des Wandels wird eher von crowd-sourcing, sharing, open source, collaboration und co-creation gesprochen.

Der Wandel ist smart – er nützt die modernen Kommunikationstechnologien wie Smartphones und Social Media, um ein völlig neues Ausmaß an intelligenter Vernetzung herzustellen. Der Wandel hat Herz – jeden Tag werden unzählige neue Social Enterprises gegründet, deren Ziel nicht die Gewinnmaximierung ist, sondern eine möglichst positive soziale Auswirkung. Der Wandel hat Humor – wie der Optimist, der sich über den Riss in der Hose freut, weil die Luft durchzieht. Lebensfreude, Naturverbundenheit, der Wunsch an Herausforderungen gemeinsam zu wachsen  – um nur ein paar seiner Eigenschaften zu nennen.

Der Wandel ist wie eine Nährlösung, die in den Boden sickert. Er ist noch nicht überall angekommen. Bei den traditionellen Kleinunternehmen höre ich nichts von Wandel, die sind noch mit den Folgen der Wirtschaftskrise und des Kreditmangels beschäftigt. Die großen Unternehmen erscheinen mir eher orientierungslos zu pendeln zwischen Verweigerung und PR Stunts mit künstlichem Wandel-Aroma.

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Mein Unternehmen hat sich in den Wandel verliebt. Die beiden sind unzertrennlich und ich glaube sie werden bald heiraten. Vermutlich wird mein Unternehmen den Namen des Wandels annehmen.

Woher ich das weiß? Mein Unternehmen begleitet nun ganz gezielt Organisationen, Projekte und Initiativen, die den Boden für den Wandel aufbereiten, ihn stärken oder leben. Und unterstützt Menschen, die etwas zum Wandel beitragen möchten, durch Vernetzung mit Projekten des Wandels.

Die Außengrenze meines Unternehmens wird durchlässig. Es entsteht ein Netzwerk, das kooperiert statt konkurriert. Vereinbarungen beziehen die Werteebene sehr stark mit ein und basieren auf Wertschätzung , Vertrauen und Lösungsorientierung.

Und vor allem: Mein Unternehmen tanzt!

Dr. Andreas Philipp,
Geschäftsführer von Salesianer Miettex
http://www.salesianer.com/>

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Und wie! Meine Überzeugung ist, daß sich Tempo und Intensität des Wandels weiter beschleunigen. Betrachten wir nur ein Beispiel: Die von Öffentlichkeit und Medien in der Vergangenheit vehement geforderte stete Liberalisierung der internationalen Finanzmärkte hat unlängst zu Auswüchsen global bedrohlichen Ausmaßes geführt, deren Folgen seither von ebendieser Öffentlichkeit und den Medien beklagt werden. Sowohl die Bewertung des „Superkapitalismus“ als auch die seiner Repräsentanten  – vorzugsweise der Investmentbanker – hat dadurch eine dramatische Wandlung erfahren. Während wir allerdings noch die Wunden der – scheinbar – überwundenen Krise lecken, steigen neue Stars aus der Asche verbrannten Kapitals und leiten den Gegenschwung am Pendel der öffentlichen Sicht der Dinge ein. Derweilen telefonieren sich in Amerika einige gemütliche Milliardäre – durchwegs ältere „Superkapitalisten“ – zusammen, und vereinbaren löblicher Weise die Hälfte ihres in diesem System erwirtschafteten Geldes an die Wohlfahrt zu geben.
Ich meine, daß sich „Wandel“ mittlerweile nicht mehr nur in Wellen bewegt, diese überlagern sich längst, Trends und Gegentrends finden mittlerweile bereits parallel statt.

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Dranbleiben!

Martin Schneider,
Geschäftsführer Lindpointer Torsysteme
http://www.lindpointner.at/

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Ich denke es gibt keine Zeit ohne Wandel. Daher leben auch wir in einer „Welt im Wandel“. In unserer Zeit vollzieht sich der Wandel nur immer schneller, und es wird immer schwerer entsprechend mitzuhalten. Wobei nicht sicher ist, ob das aufgrund der sehr punktuellen Sicht, die wir betrachten können, nicht sehr subjektiv ist.

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Wir versuchen den Grat zu gehen, einerseits mit der Geschwindigkeit (siehe oben) mitzuhalten, aber aus all den sich verändernden Dingen nur diejenigen herauszufiltern, die uns von Vorteil sind. Dies bedeutet aber auch einzelne Veränderungen unberücksichtigt zu lassen und einfach zu überspringen, da der Zeitraum für die Veränderung bzw. Anpassung länger ist als die Aktualität des Veränderten. Modetrends (wie Farben) sind nur von sehr kurzer Dauer, maximal ein Jahr, Schnittlinien bestimmen aber ganze Jahrzehnte (Pettycoat, Schulterpolster).

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