Perfekt

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Wer nun etwas ganz und gar fertig macht, es vollendet und ganz ausbildet, macht es „perfekt“, was von facere (lat. machen) kommt. Wenn schon das simple Fertigmachen solche Probleme bereitet, so ist klar, dass die Perfektion die Hölle der Schaffenden ist. Perfektion heißt, ein Werk in fehlerfreie Höhen realisiert zu haben.

Der Ausdruck Perfektum war im 16. Jhd. eine Art Siegel, die unter eine Abmachung zwischen zwei Parteien geschrieben wurde. Man war sich einig und machte den Deal „perfekt“. Es hieß also soviel wie „abgemacht“. Das ist sympathisch, weil die Perfektion in ihrer heutigen Absolutheit relativiert und auf das Maß der Vertragspartner heruntergebrochen wird. Was auch immer im Allgemeinen als Perfektion betrachtet sein mag, für uns beide ist es so, wie wir es hier ausmachen, perfekt. Danke und passt.

Ich erinnere mich an einen Kunden, für den ich Jahresberichte fertigte, der Perfektion des Endproduktes verlangte. Ich sagte ihm, dass er für Perfektion nicht ausreichend Budget hätte – so wie niemand auf der Welt. Er ließ es darauf ankommen. Wir korrigierten ein Druckwerk, bis es graphisch und textlich absolut präsentabel im üblichen Gestehungsprozess von Werbemitteln war.  Dann korrigierten wir es bis zur Perfektion. Die Erkenntis war, dass die letzten 20% Qualität genau so viel kosteten, wie die ersten 80%. Wobei wir übrigens im sauteuren Endprodukt einen Farbfehler in einem Bild entdeckten. Die Frage ist somit, ob Perfektion lohnt bzw. wo ihr Grenzwert liegt

Auch die Geschichte schreibt sich gewissermaßen im Imperfekt, einer Zeitform, die von der Vergangenheit als nicht abgeschlossener Form spricht. Das Dasein in seinem Soeben, seinem Gestern und Vorgestern ist imperfekt („praeterium imperfectum – unvolkummen zeit“). Etwas ist wohl vollkommen vorbei, aber darum nicht vollkommen.

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