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Sind Sie fertig? Das ist heute gewiss eine zwispältige Frage, denn der moderne Mensch versichert sich des Fertig-Seins primär im Sinne der totalen Erschöpfung. Man ist niemals mit etwas fertig und eben darum fix und fertig. Man ist insoferne an einem Ende als man aus physischen Gründen nicht weiter kann. Das Werkstück selbst muss darum nicht unbedingt fertig sein.

Ursprünglich war man ja fertig für etwas oder fertig mit etwas (ca. 10. Jhd); wer fertig war, war beweglich und bereit. Das Adjektiv kommt von „Fahrt“, man war zur Fahrt gerüstet, gebrauchsbereit gewissermaßen. Man kann auch etwas gebrauchsbereit machen, es also fertigen, fertig stellen. Im 16. Jhd wurde die „Fertigkeit“ auch als „Geschicklichkeit“ oder „Befähigung“ verstanden.

Erst Anfang des 20. Jahrhunderts schliff sich der Begriff „fertigmachen“ in seiner zweiten Bedeutung ein, insoferne „ich mach dich fertig!“ als Bedrohungssatz einem anderen Menschen gegenüber verwendet wurde. Das war nicht so zu sehen, dass man ihn im Sinne der Pädagogik tauglich und gebrauchsfertig machen wollte. Es bedeutete physische und psychische Erledigung. Heute ist man daher, wenn man „fertig ist“, selten in dem Zustand desjenigen, der etwas zu einem frohen Ende gebracht hat, sondern jemand, der selbst am Ende ist, also primär fertig von etwas.

Dieser kleine etymologische Exkurs bringt Ihnen vielleicht nicht viel, außer die Erinnerung daran, dass das Fertigwerden eine erfüllende Sache ist. Wenn man mit etwas fertig werden kann, dann wird man weniger fertig von etwas. Aber das ist schon im Bereich der Psychologie und weniger der Etymologie angesiedelt.

[Anm.: Vielleicht ergibt sich die relativ junge etymologische Verschiebung des Begriffes dadurch, dass wir in Zeiten enormer Beschleunigung leben, wo wir lernen, dass nie etwas abgeschlossen sein kann. Alles, was fertig zu sein scheint, ist bereits vom nächsten Entwicklungsschritt überholt. Es nie genug, immer work-in-progress, niemals zu Ende. Das macht uns fertig. Obwohl doch der Gedanke, dass nie etwas endgültig ferrtig ist, auch zu Ruhe und Gelassenheit führen könnte.]