Gaia

Es ist Zeit, fertig zu werden

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GAIA oder GEA ist ein Name für Mutter Natur, Mutter Erde. Bekannt als griechische Mutter- und Todesgöttin, als älteste aller Gottheiten. Als eine, die das Leben bringt und nährt und auch wieder zurück nimmt. Damit es sich erneuern kann, wie die Natur es seit mehr als 3 Mrd Jahren tut. In dieser Rubrik wird versucht, aus ihrer Perspektive und Weisheit unser Wirtschaften und Leben wahrzunehmen.

Im Herbst ist Gaia die Göttin des Ernteschnittes, der Entscheidung, der Hinwendung nach Innen, der Dankbarkeit und der Balance. Als ewige Kraft des zyklischen Wandels ermöglicht sie Leben aus der kreativen Zerstörung. Wir als Gesellschaft, Kultur, als Bewusstsein, als Wirtschaft befinden uns in einer großen Veränderung – wir sind die Veränderung und gestalten „Welt im Wandel“ mit. Wie geht die Weisheit der Natur mit großen Umbrüchen um? Wie macht GAIA das?

Urwald im Wandel
Marco Pogacnik, Geomant und  Künstler, erzählt aus dem Gespräch mit einem Biologieprofessor:

Wir spazieren durch den slowenischen Urwald. Riesige Bäume dominieren den gesamten Wald. Bis zu 300 Jahren werden sie alt, diese Urwaldurahnen. Unendlich hoch und breit nehmen sie fast das gesamte Sonnenlicht und den meisten Raum für sich in Anspruch. Unbeirrbar, unzerstörbar, unantastbar, unvergänglich wirken sie in ihrer Macht als Herrscher/innen des Waldes.

Dazwischen sind aus den Samen junge Bäume gewachsen. Sie geben ihr bestes und wachsen zwischen den Urwaldriesen, soweit als möglich. Die Grenzen des Wachstums nach oben sind schnell erreicht, es gibt zuwenig Sonne, zuwenig Raum. Oft stehen diese jungen Bäume in kleiner und mittlerer Größe viele Jahre scheinbar unverändert, nichts tut sich in der Entfaltung nach außen.
Marco Pogacnik fragt seinen Begleiter, was denn dieser scheinbare Stillstand in der Natur zu bedeuten hätte: „Es scheint nur so, als ob keine Entwicklung passieren würde. Solange diesen jungen Bäumen nur ein beschränktes Höhenwachstum möglich ist, investieren sie in das Wachstum der Wurzeln! Wenn die Entfaltung nach oben und in die Weite nicht geht, dann dehnen sie sich nach unten und in die Tiefe aus! Viele Jahre lang fließt beinahe die gesamte Energie in die Stärkung, Verzweigung, Vertiefung der Wurzeln. Ein mächtiges unterirdisches Fundament wird gebildet, ein dichtes tragfähiges Wurzelwerk entsteht.

Und eines Tages, manchmal ist ein Sturm der Auslöser, manchmal einfach auch Altersschwäche oder innen hohl gewordenen Stämme, fallen die alles einnehmenden Urwaldriesen wie von selbst in sich zusammen. Das kann relativ schnell und unvermittelt geschehen. Sobald der Platz Richtung Himmel frei ist, die Sonne auf die Kronen der jungen Bäume fällt, beginnen die ihre Wachstumsenergie von den Wurzeln in die Äste zu richten – und innerhalb kürzester Zeit übernehmen sie den Platz, den vorher ihre Ahnen inne hatten. Dieses ungewöhnlich schnelle Wachstum ist deshalb möglich, weil vorher lange und intensiv in die Ausbildung der Wurzeln investiert wurde. Dadurch sind sie fähig, im richtigen Zeitpunkt in die volle Größe zu wachsen und die neuen Aufgaben zu übernehmen.“

Ermutigend
Es gibt viele Beispiele von Menschen und vom Wirtschaften, die wie junge Bäume mächtig in Wurzeln investieren, sich unbeirrbar aufs Wesentliche konzentrieren und somit aktiv Wandel gestalten.

Christian Felber hat mit solchen Menschen zusammen ein Wirtschaftsmodell der Zukunft entwickelt, das er in seinem neuesten Buch die „Gemeinwohl-Ökonomie“ vorstellt. Es gibt konkrete Antworten auf aktuelle Fragen und Anleitungen, wie private Unternehmen mit individuellen Initiativen agieren und kooperieren können. Mit dem Ziel, nachhaltig erfolgreich zu werden und zu bleiben und gleichzeitig größtmögliches Gemeinwohl zu ermöglichen.
Am 6. Oktober gibt es dazu im HUB Vienna, Lindengasse 56, die Veranstaltung: „Unternehmen neu denken. Gemeinwohl-Ökonomie und andere Alternativen“.
Ist der Urwald der Medienüberflutung mal durchdrungen, finden sich auch ermutigende Beispiele von Politiker/innen. So wie der Bürgermeister von Graz, der tief entschlossen ist, die zweitgrößte Stadt Österreichs zur ökosozialen Hauptstadt zu machen – dem Pfad der Naturkultur folgend. Mag. Siegfried Nagl, Bürgermeister der Stadt Graz: „Nicht durch Revolution sondern durch die Gesetze der Evolution, die aus der Biosphäre auf unsere Welt übertragen werden können, wird eine neue Welt entstehen, die wir aber dringend brauchen! Daher müssen wir diese er-innern, dh. mittels aller unserer sechs Sinne erarbeiten!“
Zitat aus „Naturkultur – ganzheitliche Lebensform nach der Weisheit der Natur“ von Anton Moser

Fertig!
Herbstzeit ist Abschluss- und Erntezeit. Zeit, um zu reflektieren, Bilanz zu ziehen und dankbar zu sein, was in diesem Jahr gewachsen ist, reicher, tiefer, feiner, erfreulicher, erfolgreicher geworden ist. Was bleibt nachhaltig und wird in den nächsten Zyklus, in das nächste Projekt, als Erfahrung mitgenommen?
Für Gaia ist die Ernte großteils abgeschlossen, sie feiert sich nochmals in ihrer goldenen Pracht – um sich dann mit ihrer Kraft mehr nach innen zu wenden: nach einem Balancetag – am 23. September sind Tag und Nacht gleich lang – beginnt sie, ihre Lebenssäfte langsam zurückzuziehen, um sich für den nächsten Zyklus zu erneuern.

Manche Früchte sind nicht in dem Sinne reif geworden, wie es vorgesehen war. Wichtig ist es, fehlerhaftes, unfertiges Obst vom Baum zu nehmen, eine Entscheidung für den Abschluss zu finden, damit die „mitgeschleppte Altlast“ nicht Energie für die Erneuerung raubt. Im Kompost verwandelt es sich zu Dünger und steht in der Folge als hochwertige Nahrung für das neue Werden zur Verfügung. Aus zyklischer Sicht kann nichts verloren gehen und Mist wird Dünger sein. Das sollte doch Grund zum Feiern sein!

Feiern!
Die Macht der Dankbarkeit und des Feierns ist eine viel zu unterschätzte Kraft in der Unternehmenskultur. Mitarbeiter/innen und Kolleg/innen bringen das ganze Jahr ihre Ideen und Engagement ein und es braucht einen Zeitpunkt, an dem die Erfolge bewusst gesehen und gewürdigt werden. Wie viel oder wenig es auch sein mag. Anerkennung, Würdigung, Wertschätzung stärkt Freude, Selbstliebe, Beziehung und daraus Motivation, sich weiterhin mit Begeisterung ins Unternehmen einzubringen.

Gaias Fragen an Unternehmer/innen:

•  Was wird für einen optimalen Abschluss noch benötigt?
•  Welche Grenzen müssen jetzt gezogen werden? Welche Entscheidungen?
•  Was bleibt als Essenz und wird weitergeführt?
•  Wie kommuniziere, präsentiere ich das fertige Projekt nach außen?
•  Was ist an diesem Projekt bisher sehr gut gelungen?
•  Was ist durch dieses Projekt in mir reicher geworden?
•  Wem oder was bin ich besonders dankbar?
•  Wie wird Wertschätzung und Dankbarkeit im Unternehmensalltag gelebt?
•  Wie kann allen Mitarbeitenden der gemeinsame Erfolg vermittelt werden?
•  Wie kann der Abschluss gebührend und angemessen gefeiert werden?

Weitere Fragen und praktische Umsetzungsmöglichkeiten gibt’s beim Seminar „Evolutionsprinzipien in Leadership – mit der Weisheit der Natur führen“ am 26. und 27. November 2010 im Waldviertel. Interesse? Anfragen bitte an mail@veronikalamprecht.com.

Schwungkraft
Die Weisheit der Natur, die Wandlungskraft von Gaia, beeinflusst uns mehr, als offensichtlich ist. Alle lebendigen Systeme, die wieder bewusster mit diesem Rhythmus mitschwingen, erneuern sich nachhaltig erfolgreich und finden Urvertrauen, Leichtigkeit und eine tiefe Lebens- und Gestaltungsfreude. Auf ganz modernen und natürliche Art und Weise kann Schwungkraft aus dem Wandel, aus der „Krise“, entstehen. So wie Fridtjof Capra, Hochenergiephysiker, Systemtheoretiker, Philosoph und Autor zusammenfasst: „Die Wiederentdeckung der Tatsache, dass es keine voneinander getrennten Dinge gibt, sondern nur miteinander verbundene Strukturen in einem andauernden kosmischen Tanz, ist wohl die wichtigste Errungenschaft der Naturwissenschaften des 20. Jahrhunderts!“

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