Wie fair ist Ihr Trade?

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Fair Trade ist in aller Munde. Und das im Wortsinn: Kaffee, Kakao, Schokolade und andere Genussmittel sind die bekanntesten Fair Trade-Produkte. Und was hat das mit mir als KMU zu tun? Alles.

Lisa Muhr ist soeben aus Indien zurückgekehrt. Sie hat sich stundenlang über Straßen, die aus Schlaglöchern bestehen, zu jenen Baumwollplantagen vorgekämpft, von denen sie für ihr Modelabel „Göttin des Glücks“ den Rohstoff bezieht. Sie wollte sehen, ob alles mit rechten Dingen zugeht. Ist die Baumwolle wirklich bio? Wie wird sie weiter verarbeitet? Werden die Menschen ordentlich entlohnt? Finden sie menschliche Arbeitsbedingungen vor? Sie hat mit Bäuerinnen gesprochen und MitarbeiterInnen in den Fabriken, wo die Baumwolle zu Garn gesponnen wird. Sie ist erschöpft, aber zufrieden. Alles Bestens. Sie kann sich selbst in den Spiegel schauen und weiterhin mit gutem Gewissen behaupten, dass die Kleidung der „Göttin des Glücks“ fair gehandelt ist und die Rohstoffe unter ökologisch besten Bedingungen gewachsen und gewonnen wurden.

Selbst wenn Michael Sasse wüsste, wo er hin fahren soll, um die Lieferketten zu überprüfen, würde er es nicht tun. Denn anders als bei Lisa Muhr sind seine Lieferketten nicht die des eigenen Unternehmens, sondern die seiner IT – Lieferanten Er ist CSR-Beauftragter der Oesterreichischen Kontrollbank und hat es sich in den Kopf gesetzt, faire Arbeitsbedingungen in der IT-Branche zu thematisieren. „Wir haben alle anderen Banken in’s Boot geholt“, erzählt er, dennoch bewegt sich bisher wenig. Aufgeben wird er nicht. Er will es wissen.

Ich schreibe diesen Text in meinem Büro und frage mich, was ich alles wissen sollte. Ich sehe mich um. Welches Papier verwende ich? Welche Druckerpatronen? Auf welchem Sessel sitze ich? Mit welcher Internetsuchmaschine suche ich? Es gibt zum Beispiel www.ecosia.org. Die funktioniert wie google, gibt aber 80% ihrer Einnahmen zum Schutz des Regenwaldes aus. Vor mir liegt mein iPhone. Eigentlich ärgerlich, dass das Ding so gebaut ist, dass der Aku nicht getauscht werden kann. Das nennt man Sollbruchstelle.

Der Mensch lernt, wenn er beginnt Fragen zu stellen. Vielleicht haben ja auch Sie Lust, einmal Fragen an Ihre Lieferanten zu stellen und sich Ihre Lieferketten anzuschauen. Das Label „Fair Trade“ zeigt, dass gute Antworten auch ein Geschäftsmodell sein können.

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