Glauben Sie! An sich selbst!

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Wirtschaftlichkeitsrechnung, Marktforschung und Machbarkeitsstudien sind eine feine Sache. Aber wenn es mit der Geschäftsidee etwas werden soll, dann empfiehlt sich Glaube. An sich selbst!

Marktforschung ist eine wunderbare Sache. Aber wenn es darum geht, etwas Neues in die Welt zu bringen, ist sie absolut verfehlt. Man kann den Markt nicht zu etwas befragen, was er nicht kennt. Oder was denken Sie, was herausgekommen wäre, hätte man in den 80er Jahren Wintersport-affine Menschen gefragt, ob sie gerne mit beiden Beinen fest angeschnallt auf einem Bügelbrett quer zur Fahrtrichtung verschneite Pisten hinunter gleiten möchten? Jake Burton hat zum Glück nicht gefragt und so konnte das Snowboard das Licht der Welt erblicken. Er hatte einfach eine Vision. Und er hat daran geglaubt.

So wie der Salzburger Erwin Thoma. Seine Kinder hatten allergische Reaktionen von all den Chemikalien, die im neuen Eigenheim ausdünsteten. Er stellte einfache Fragen: Müssen wir so wohnen? Bietet die Natur nicht andere und einfachere Möglichkeiten? Thoma entwickelte ein Bau-System, das er Holz100 nennt. Nur Holz, keine Chemikalien, kein Leim, kein Metall. Einfach so, wie es die Natur vormacht. Als er vor über 10 Jahren mit einer Vollholzplatte zur Brandschutzprüfung kam, wurde er ausgelacht. Aber nur so lange, bis die Beton-Stahl-Armierung im Nebenraum längst geplatzt war, während sein Vollholz gerade einmal angesengt war. Heute baut er seine fantastischen Bio-Häuser auf der ganzen Welt.

Ernst Gugler investierte stets alles, was er hatte, in Nachhaltigkeit. Sein Unternehmen (Druckerei, Cross Media) in Melk wird bald im ersten Cradle-to-cradle-Bürohaus Österreichs sitzen. Er entwickelt gerade voll kompostierbare Druckfarben. Er wird auf dem Betriebsgelände einen Acker anlegen, um seine MitarbeiterInnen mit voll-biologischem Gemüse zu verköstigen. Er kann nicht anders. Er glaubt. An sich und daran, dass es richtig ist, was er tut.

Zotter war einmal als Konditor in Graz pleite und hat sich als Schokoladier neu erfunden. Johannes Gutmann stand einige Male kurz vor dem Aus und hat heute mit Sonnentor eine anerkannte Firma für Tee und andere Bio-Produkte. Ach ja, und Karl Heinz Essl glaubt an Gott.

Ohne Glauben jedenfalls bleibt jede unternehmerische Idee schal und bloß eine Zahl rechts unten auf einer Machbarkeitstudie. Wir haben genug von Machern, wir wollen Menschen, die an sich glauben.

Dieser Text erscheint in der Kolumne „Harald Koisser macht Mut“ in dem Magazin dieWirtschaft, Jänner 2012. Das komplette Magazin gibt es als e-paper unter www.wirtschaftsverlag.at

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