Spielname 12.5.2.5.14

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Das Orakel sitzt in der Küche und starrt auf die Kekse. Sie hat sie für ihren heimlichen Schwarm Obi-Wan Kenobi gebacken, der in wichtiger Mission bereits vor Stunden bei ihr hätte eintreffen sollen. Da klopft es an der Tür, es ist Neo. Das Orakel weiß, dass Obi-Wan nicht mehr kommen wird und verfüttert die Kekse an Neo. Was sie nicht weiß: dass auch ehrwürdige Jedi-Ritter es ab und zu kräftig krachen lassen. So auch gestern, als Han Solo im Zuge einer Wette den gutgläubigen Jedi gnadenlos abgefüllt hat. Obi-Wan macht sich wegen der verbockten Mission keinen Kopf – was sollte an dieser kleinen Botschaft denn so wichtig sein:

Spielname: 12.5.2.5.14
Art: massively multi-player offline game
Spieleranzahl: 0 – ?, max. impact > 5 Mia
Ziel: Überleben, Gesundheit, Glück
Regeln: Das Ziel ist mit der geringstmöglichen Anzahl an Spielsteinen zu erreichen.
Bei einem Zug dürfen nicht ausschließlich Steine derselben Farbe verwendet werden.
Die Spielzüge eines Spielers dürfen die anderen Spieler nicht beim Erreichen ihrer Ziele behindern.

Doch Yoda riecht den Braten und viele Epochen später, als er seine letzten Atemzüge macht, flüstert er Skywalker ins Ohr: „Für die Erde das Spiel wichtig ist. Es zum Orakel bringen du musst.“ So schwingt sich Skywalker in Han Solos alte Rostlaube und sie statten dem Orakel den dringend erwarteten Besuch ab – schließlich geht es darum, die Erde zu retten, deren Vitalkoordinaten sich im Laufe der letzten Epoche drastisch verschlechtert haben. Das Orakel ist zunächst über die Bedeutung der Botschaft ratlos. Doch mithilfe von C-3PO und R2-D2 gelingt es, den Sinn der Nachricht zu entschlüsseln. So tritt das Orakel am 21.12.2012, dem Schicksalstag der Erde, an die Bevölkerung heran und erklärt:

„Diese Nachricht ergeht an alle Lebewesen auf dem Planeten Erde. Eure Zeit ist gekommen. Seit Anbeginn wart ihr Teil eines intergalaktischen Spiels, das die Föderation vor langer Zeit gestartet hat. Durch einen Irrtum wurde eurem Planeten ein falsches Programm hochgeladen. Nun haben wir die richtige Software erhalten und ab heute wird das Spiel anders laufen. Der Name des Spiels war lange Zeit ein Rätsel, das wir nun entschlüsselt haben: Euer Spiel heißt ‚Leben‘.

Eure Aufgabe darin ist es zu überleben, gesund und glücklich zu sein. Dazu müsst ihr eure Lebensgrundlage – saubere Luft, Nahrung, reines Wasser – für alle Zeit erhalten und schützen. Ihr sollt einander achten und unterstützen, Gemeinschaften bilden, in diesen leben und arbeiten und ihnen dienen. Aus diesen Gemeinschaften werdet ihr Kraft für eure eigene Wirkmacht und Gestaltungskraft schöpfen und diese im Rahmen eurer Beziehungen rückgespiegelt bekommen. In jeder eurer Handlungen sollt ihr den Sinn finden: den Dienst an eurer Aufgabe und die Weiterentwicklung des Spiels.

Für euer Spiel gibt es nur drei Regeln – die Prinzipien, auf denen euer Wirken auf der Erde aufgebaut sein muss: Bei all eurem Tun müsst ihr darauf achten, möglichst geringe Mittel einzusetzen. Euer Planet ist mit kostbaren Schätzen ausgestattet, doch sie sind nur begrenzt verfügbar und müssen im Dienste der Aufgabe und gemäß den beiden anderen Spielregeln  weise eingesetzt werden.
Regel Nr. 2: Euer Spiel ist so programmiert, dass ihr stets auf Vielfalt achten müsst. Jede Einseitigkeit beraubt euch eurer Lebensgrundlagen. Ihr müsst eine möglichst hohe Artenvielfalt erhalten, eure Felder in wechselnder Fruchtfolge bebauen, für jedes Problem mehrere Lösungen entwickeln und diese neben einander bestehen lassen.
Die dritte Regel ist die schwierigste: Im Programm eures Spiels sind unzählige Algorithmen eingebaut, die alles mit allem verbunden haben. Das könnt ihr nicht ändern. Im Gegenteil – ihr müsst diese Verbindungen in jedem Schritt eures Handelns mitbedenken und stets die Auswirkungen auf das Gesamte sowie auf das Ziel eures Spiels im Auge behalten. Diese Vernetztheit bezieht sich nicht nur auf die Gegenwart, sondern auch auf die Zukunft. All euer Handeln muss für alle Zeit eurem Ziel – zu überleben, gesund und glücklich zu sein – dienen und den drei Spielregeln gehorchen. Ab heute ist dies nicht nur möglich, sondern unerlässlich. So lautet die Botschaft.“

Tosender Applaus und Freudengeschrei erhebt sich über den ganzen Planeten. Doch ein paar Menschen fragen: „Wie können wir dieser Aufgabe gewachsen sein?“ „Es gibt ein paar Abkürzungen auf eurem Weg, die ich euch nicht vorenthalten möchte. Habt Vertrauen – in eure eigenen Fähigkeiten und in eure Mitwesen. Tretet einander mit Respekt und Wertschätzung gegenüber, dann wird eure Aufgabe leichter. Die Liebe zu euch selbst, zu einander, euren Mitwesen und eurem Planeten ist die beste Spieltaktik. Ihr seid alle Teil des Spiels, es gibt keinen Gegner. Ihr könnt nur gemeinsam spielen und das Leben gewinnen, oder aber alles verlieren.“

„Und was wird nun kommen? Woran erkennen wir das Neue?“, wollen die Menschen wissen. „Das Neue ist bereits da, es wurde von den Gefolgsleuten der Nebukadnezar vorbereitet. Eure Aufgabe ist, diese Prototypen zu verfeinern und sie im großen Stil in die Welt zu bringen.
Gründet Gemeinschaften und pflegt die Zusammenarbeit. Konkurrenz ist nicht mehr angebracht. Sie ist dem Gesundheitsziel nicht dienlich.

Betreibt biologische Landwirtschaft, auch in euren Städten, und ernährt euch mit Produkten aus eurer Nachbarschaft. Nur so könnt ihr eure Böden heil werden lassen und sie als Lebensgrundlage erhalten. Keine andere Landwirtschaft erlaubt es, die erste Spielregel einzuhalten – Nahrung für alle Lebewesen auf dem Planeten sicherzustellen, ohne dabei Ressourcen zu verschwenden.
Sichert euch Mitsprache und übernehmt Verantwortung in euren Gemeinschaften. Nicht länger sollt ihr durch „Volksvertreter“ und Konzernlobbyisten über euch bestimmen lassen. Dies entzieht euch die Wirkmacht und verletzt das Sinngebot.
Unzählige Beispiele gibt es schon – schaut ins Mut-Map* und holt euch Inspirationen für den Wandel. Möge die Macht mit euch sein!“

* www.mutmacherei.net

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