SOS Regenwald

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Als Richard Weixler gesehen hat, dass IndianerInnen und deren Kinder ermordert wurden, weil ein Konzern ihr Land für Ölpalmen brauchte, wusste er, dass er etwas tun musste. Veronika Lamprecht über einen Mann, der sich mit Korruption und Macht anlegt und den Regenwald schützt.

Ein großgewachsener Mann nimmt neben mir Platz. Er trägt eine Halskette von Indianern aus Brasilien aus Samen und Nüssen, ein Hawaiihemd und eine von Kogi Indianern in Kolumbien handgewebte  Stofftasche, aus der er Fotos von bunt geschmückten dunkelhäutigen Indigenen hervorzieht. Bevor ich sie mir zeigen lassen, frage ich ihn nach seinem Beruf.

Richard Weixler errichtete als Biologielehrer vor 36 Jahren den ersten Schwimmteich, in der Folge wurde er Unternehmer und somit Pionier vom weltweiten  Schwimmteichbau – er ist auch  Ö-Norm Vorsitzender „Kleinbadeteiche“, Autor von vier Fachbüchern und Präsident vom Österreichischen und Internationalen Schwimmteich-Fachverband und Gerichtssachverständiger für Schwimmteiche.

Mit 7 Jahren baute er seinen ersten Teich, wurde Biologielehrer, lernte von der Natur, bildete sich weiter und gründetet in der Folge das Berufsbild des „Schwimmteichbauers“. Seitdem entwickelt, plant  und baut er an die 50 ökologischen Teiche im Jahr. Seit 2002 investiert er 80 % seines Gewinns für  den Schutz indigener Völker und die Erhaltung des Regenwaldes. 80 Mio m² hat er seitdem gerettet, indem er das Land der Shuar Indianer vermessen ließ, Gesetze mit beeinflusst hat und Land die Indianer zurückerhielten von der Regierung. Derzeit ist er, bzw. sein Verein „SOS Regenwald“, Besitzer von 5,5 Mio m² Regenwald in Peru, Kolumbien, Costa Rica, Paraquay . Und hat unzähligen Menschen die Erhaltung eines einzigartigen würdevollen Lebensraumes ermöglicht.

Wie kommt ein erfolgreicher Unternehmer dazu, sich so sehr für den Regenwald und den darin lebenden indigenen Völkern zu engagieren? Jetzt tauche ich in die Fotos ein und höre seinen Erlebnisse dazu:

Betroffenheit

In die Wiege gelegt wurde Richard Weixler sein Interesse an Südamerika von seinem Onkel Erasmus Reichel Dolmatoff. Dieser floh 1937 von den Nazis von Wels über Paris nach Kolumbien und widmete sich 50 Jahre lang als Anthropologe den indigenen Völkern und ihren ungehörten Bedürfnissen. Er bewirkte maßgebende Gesetzesänderungen zum Schutz der indigenen Völker und schrieb 45 Bücher mit seiner Frau . Immer wieder reiste Richard Weixler zu diesen Menschen, um das Erbe seines Onkels weiterzuführen. Wirklich erschüttert und zum Handeln bewegt hat ihn, als er vor 9 Jahren vor Ort war und plötzlich 18 ermordeten Indianer/innen mit 7 verstümmelten Kindern vor ihm lagen. Sie waren vom Stamm der AWA und wurden „beseitigt“, weil ein Konzern in ihrem Land Ölpalmen setzte und Riesengewinne machte – indem sie das“ billigste Pflanzenöl der Welt“ für Lebensmittel und Nahrungsmittel etc.nach Europa und in die USA liefern.Seitdem sieht er es als seine Lebensaufgabe sich gegen Morde, Vertreibung und Zerstörung der Lebensräume der indigenen Menschen einzusetzen.

Gelebte Verbundenheit

Seit 30.000 Jahren leben indigene Menschen im Regenwald und anderen Wäldern, ohne sie zu zerstören. Sie hüten ein unglaubliches Wissen über ein harmonisches Zusammenleben zwischen Mutter Erde und Mensch. Sie kennen über 2000 Heilpflanzen, der Regenwald wird als die größte Apotheke der Erde bezeichnet.

Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen ist bei allen isoliert lebenden Völkern selbstverständlich, Kinder werden nicht nur von den eigenen Eltern sondern vom ganzen Dorf gleichermaßen betreut.

Sie leben FÜR die Erde, stehen in ständiger vielfältiger Kommunikation mit ihr und haben keine Krankheiten – außer den eingeschleppten, an denen schon 90% aller Indianer gestorben sind…und durch Morde. Essen ist ihre Medizin – sie haben nur beste Lebensmittel.

Sie nutzen viele der dort wachsenden Pflanzen, um Hütten zu bauen sowie Werkzeuge und Gebrauchsgegenstände anzufertigen. Zahlreiche Pflanzenstoffe werden auch als Heilmittel, als Gifte für die Jagd oder zur Körperbemalung genutzt.

Die indigenen Völker leben von der Jagd, vom Fischfang und vom Anbau von Feldfrüchten. Bei der Bewirtschaftung achten sie darauf, dass die Regenwälder nicht zerstört werden. Sie betreiben einen so genannten Etagenanbau. Das bedeutet, dass neben den wild wachsenden Bäumen viele verschiede Pflanzenarten angebaut werden – in Permakultur.

Alles wird als Teil des Ganzen, als ewiger Kreislauf gesehen, so wird z.B. der Same einer Frucht nicht weggespuckt, sondern bewusst an einem Ort eingesetzt, wo er wieder gut gedeihen kann. Jede Gemeinschaft zwischen 50 und 200 Personen hat mind. 1  Schaman/in. Jahrtausende altes Wissen wird übers Geschichten erzählen weitergeben. Durch mündliche Überlieferung kann viel mehr, als ein geschriebenes Wort je ausdrücken kann, weitervermittelt werden.

Richard Weixler erinnert sich, dass er an einer schmerzvollen unbekannten Krankheit litt, Ohnmachtsanfälle ließen ihn verzweifeln. Er aß eine halbe Handvoll roter Beeren, die eine Schamanin ihm reichte und war nach einer halben Stunde wieder topfit.
Wenn das Leben sich so gesund und freudig mit der Erde, mit der Natur, gestalten lässt, wie Richard Weixler mit den Indigenen Menschen erlebt und von ihnen lernt, warum bedanken wir uns nicht bei ihnen und machen wir es ihnen nach – sondern zerstören sogar noch ihren Lebensraum samt Wissen? Und damit unsere eigene Lebensgrundlage? Die „Grüne Lunge“ unserer Erde?

Zerstörung

Weil wir nicht genau hinschauen, was wir konsumieren, uns noch zuwenig empören und solidarisieren und somit den Konzernen die Macht überlassen: überall wo Palmöl, Soja und Erdöl drin ist, müsste außen „Regenwaldzerstörung“ draufstehen. In letzter Zeit kommt der Anbau von Zuckerrohr dazu – für unser Bioethanol!

Pro Sekunde werden weltweit mehr als 4.000 m2 Regenwald von Konzernen zerstört – mehr als 12 Mio. Hektar pro Jahr! Wertvolle Bäume werden abtransportiert und teuer verkauft, der Rest wird angezündet – so entstehen 30 % der weltweiten CO2-Emission!

400 Lebensmittel enthalten das „Killerfett“ Palmöl (siehe Inhaltsangaben!) und für das Erdöl werden derzeit in Peru im Auftrag von PERENCO, einem englisch-französischen Konzern wieder 2 isoliert lebende Völker vertrieben.15 andere Konzerne fördern illegal Erdöl in der Amazonas region, bauen ungefragt Straßen durchs Land. Laut Verfassung müssten die Indigenen Einwohner/innen gefragt werden. Der Präsident ignoriert diese Tatsache und bildet statt dessen Spezialeinheiten von Soldaten aus, um die indigenen Völker zu ermorden, sie „stünden dem Fortschritt im Weg.“

Schon vor hunderten von Jahren Begann die Abholzung und Zerstörung der tropischen Regenwälder durch den Menschen. Doch niemals ist sie so schnell vorangeschritten wie heute. Seit 1950 hat sich die Fläche der tropischen Regenwälder nach Schätzungen fast halbiert! Immer größere Regenwaldflächen werden für den Anbau von Soja zerstört. Dieses wird hauptsächlich als Futtermittel für die Massentierhaltung der Industrieländer verwendet. Für relativ wenig Geld –da Indianer als Sklaven arbeiten müssen,werden große Mengen Soja aus  Ländern wie Brasilien und Paraguay eingeführt. Auf den größten Sojafeldern der Erde wurde die Produktion für die Viehzucht in den letzten Jahren auf über 51 Millionen Tonnen gesteigert. Die Anbauflächen mussten seit Mitte der 70er Jahre verdreifacht werden – von zwölf Millionen auf nahezu 40 Millionen Hektar. Weltweit größter Abnehmer von brasilianischem Soja ist übrigens Deutschland – fast ausschließlich für die Fütterung der „Nutztiere“. Brasilien ist eines der führenden Länder im Tierfutterexport. Gleichzeitig leiden etwa 60 Prozent der Bevölkerung an Mangelerscheinungen und 42 Millionen Brasilianer müssen hungern. Die Indigenen arbeiten als Sklaven.

Richard erzählt, wie zwangsarbeitende Frauen, Männer, Kinder mitten in einem Sojafeld in einem Dorf leben. Mittels Flugzeugen wird Gift über das ganze Feld gespritzt – inklusive des Dorfes – und die gesamten Feldfrüchte, die sich die Menschen für ihren täglichen Bedarf angebaut haben, werden zerstört. Menschen die flüchten, werden erschossen. Er wollte die Polizei holen, erfolglos: die halten sich da raus.

Richard Weixler tritt zu seinem Schutz als Unternehmer auf,denn Umweltschützer werden häufig ermordet! Er bewundert Jean Ziegler,nimmt Kontakt mit Bischof Erwin Kräutler in Altamira auf, seit Jahrzehnten in Brasilien tätiger Bischof-2010 alternativer Nobelpreisträger, und arbeitet mit vielen Schutzorganisationen zusammen-und sie schaffen es unter anderem, dass sie das Herz, Hirn und Hand der neuen brasilianischen Präsidentin, als „Mutter von Brasilien“, erreichen – mit Fotos von ermordeten Kindern. Seitdem unterstützt sie aktiv ein Gesetz zum besseren Schutz der Amazonaswälder. Mutter Erde wird es auch ihr danken, wenn sie so weitermacht.

Dennoch wirkt weltweit sehr viel aussichtslos. Ich frage, welchen Sinn sein Engagement angesichts dieser Tatsachen denn hat? Mit Feuer in den Augen und Händen antwortet er: „Ja, es geht was!“ und fängt an, fast atemlos, die Erfolge aufzuzählen.

„Es geht was!“

„Es gibt eine sehr starke Lobby für diese Menschen, für den Schutz des Regenwaldes. Weltweite Organisationen für indigene Völker, Gesellschaft für bedrohte Völker, Survival International,Rettet den Regenwald …das gesamte Netzwerk hinter Erwin Kräutler und noch viele mehr. Es werden Aktionen vor Ort und Bewusstseinsbildung gemacht, die Zusammenarbeit mit den Medien wird aktiv betrieben und sie mischen sich in lokale und internationale Gesetzgebungen ein,“ erzählt der Regenwald-und Indianerschützer. Und fährt fort:
„Für das Volk der Shuar Indianer haben wir gemeinsam mit der „Gesellschaft für bedrohte Völker“ 80 Mio m2 Regenwald gerettet! Der ELF Konzern hat Erdöl gefördert und Regenwald zerstört und vergiftet – dadurch indirekt ebenfalls Indigene  ermordet. Diese Zerstörung wurde von der „Gesellschaft für bedrohte Völker“ gefilmt und veröffentlicht. Dieser Film führte schließlich dazu, dass die OMV 2002 als erster und bisher einziger Mineralölkonzern der Welt nicht mehr im Regenwald fördert!

Der Nestlé-Konzern hat Abstand davon genommen, von einem der destruktivsten Palmöl-Konzerne Palmöl für die Erzeugung von KitKat-Schokolade etc. zu beziehen! Diese Aktion wurde von Greenpeace in die Wege geleitet. Der Präsident Alan García in Peru hat durch Protesktschreiben und Aktionen zumindest einen kleinen Teil der Erschließung des Amazonas-Tieflandes für die Industrie eingestellt.“

Weixler arbeitet mit dem Österreicher Prof. Michael Schnitzler, einem Enkel von Arthur Schnitzler, Musiker und seit 1990 ein engagierter Umweltschützer, zusammen: 150 Mio m2 Regenwald wurden alleine von ihm und seiner Gattin in Costa Rica gerettet. „Wir Österreicher haben ihn gekauft“ und dann der Regierung, unter der Bedingung, dass er ein Schutzgebiet wird, wieder zurückgegeben. Er wird „Regenwald der Österreicher“ genannt und mit Öko-Tourismus nachhaltig und wirtschaftlich genutzt.“, erzählt er.

Weiters hat die Präsidentin von Costa Rica die Abholzung von Regenwald für die Goldförderung verboten! Generell hat er das Gefühl, dass Frauen als Präsidentinnen verständnisvoller ihren Anliegen gegenüber sind. Sie verstehen sich als Mütter des Landes und „Mothering“ als eine Fähigkeit, die Bedürfnisse der Welt zu erkennen.“ Ein Mann, der das ebenfalls kann ist Evo Morales, Präsident von Bolivien. Er ließ in der Verfassung den Schutz von Mutter Erde „Pachamama“ genannt, verankern.

Pachamama wird´s danken, auf vielfältige Weise.

Richard Weixler erzählt weiter, dass es immer wieder auch möglich ist, mit Militär/Polizei vor Ort zusammenzuarbeiten. Einmal hat er einen wild um sich schießenden Großgrundbesitzer angezeigt, der wurde verurteilt, samt Waffenabnahme. Durch sein Engagement und Meldungen an das zuständige Ministerium wurden heuer  in Costa Rica die Leichen der zwei 2010 ermordeten Österreicher  gefunden und der Verdächtige endlich festgenommen – der nachweislich vom ermordeten Horst Hauser 29 Mal mit seiner Kreditkarte Geld von einer Bank abhob und in seinem Haus die Tasche von ihm hatte …

R.Weixler erinnert sich auch daran, wie er 2011 im Süden Kolumbiens in einem Indianerdorf nur sehr knapp und mit der Unterstützung der Indigenen einer Entführung durch Guerilla entkam. Er zeigte dies ebenfalls an, die Entführer wurden vertrieben, seitdem wird das gesamte Dorf vom Militär geschützt! Denn nicht alle Militärs und Polizisten sind nur korrupt.

Derzeit plant er, mit seinem Verein SOS-Regenwald 1 Mio m² Regenwald in Peru in Amazonasnähe zu kaufen, weil die indigenen Menschen dort ihre Bäume an einen Konzern „verkaufen“ müssen, ansonsten wird ihnen mit Mord gedroht. Richard Weixler/SOS-Regenwald ist dann rechtsmäßiger Besitzer dieser Bäume/100 Hektar inklusive Grundbucheintrag. Würde er das Land den Indigenen zurückgeben, würde es ihnen weggenommen werden. Generell tritt er offiziell als Unternehmer auf und nicht als „Indianerschützer“ – sonst würde er noch stärker auf der Abschussliste der Paramilitärs und Konzerne stehen.

Er baut gemeinsam mit Sepp Holzer/Permakulturpionier, so genannte „Retentions-Teiche“ in trockenen Landschaften. Dazu wird die vorhandene Lehmerde verdichte, sie bildet einen nahezu wasserfesten Untergrund, Dämme werden errichtet und die dadurch geformten Becken füllen sich mit Regenwasser, durch die angezogene Feuchtigkeit beginnen rundherum Permakultur-Pflanzen und Bäume zu wachsen, Humus wird gebildet und das gesamte Mikroklima verändert sich in einen lebenswerten fruchtbaren Naturraum.

Richard Weixler packt seine Fotos wieder in seine Stofftasche ein und macht sich mit seinem alten Firmenauto/Spritsparer (5 l Diesel pro 100km) auf den Weg nach Hause. Es wartet seine Gärtnerei mit seltenen Wasserpflanzen auf ihn und das Äffchen Irissa samt Mami Lissi aus Brasilien. Morgen geht es weiter mit dem Tagesgeschäft, damit er den gesamten Winter, seine „schwimmteichfreie Zeit“ wieder in Südamerika verbringen kann. Vorher gibt’s noch Vorträge in Schulen, denn vor allem an Kinder will er seine Erfahrungen, sein Wissen über die einzigartigen sensiblen Zusammenhänge weitergeben.

Unsere Kinder sind es, die erleben werden, ob wir Menschen zur Natur/Mutter Erde zurückgehen und dann gesünder und glücklicher leben werden! Im Moment haben wir wenig – aber gleichzeitig allen Grund zur Hoffnung.

Dank an Mutter Erde.
Dank an Richard Weixler und seine Netzwerke und Unterstützer/innen.
Und Dank an all ihr würdevoll und achtsam lebenden Menschen und Völker auf dieser Welt – Danke für eure Schönheit und Geduld!

www.sos-regenwald.at

Ein aktuelles Beispiel der Gewalt: Das Video zeigt das Resultat einer Aktion bewaffneter Einheiten von Wilmar International, dem größten Palmöl-Liferanten von Unilever. Die Einheiten haben das Dorf Sungai Beruang auf Sumatra vernichtet, weil es mitten in einer 47.000 ha großen Palmölplantage liegt: www.youtube.com/watch?v=UueyuQNwGXM

Was kann man tun?

An SOS Regenwald spenden:
Rettet den Regenwald e.V.
GLS Bank
BLZ: 43060967
Konto: 2025054100
IBAN: DE11430609672025054100
BIC: GENODEM1GLS

Ein Protestschreiben an Unilever schicken. Ausdrucken, unterschreiben, abschicken.

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