Corporate Hofnarr

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Humor-Botschafter Roman Szeliga will Humor in’s Berufsleben bringen.
Humor als Management-Tool funktioniert aber nur im Beisein von Authentizität,
Wahrnehmung und Wertschätzung.

„Es gibt schon Phasen, wo ich mir denke: Die Woche nimmt einfach kein Ende. Und jetzt ist Montag. Aber ich versuche immer das zu sehen, was mich zum Schmunzeln bringt. Die Energie, die dann entsteht, ist eine andere. Jeder Mensch denkt zuerst an sich. Und dann an sich. Und erst dann an sich. Wenn man ausreichend an sich gedacht hat und es einem gut geht, kann man Energie weitergeben.“

Und Roman Szeliga ist einer, der weitergibt. Als „Excellent Speaker“, Kabarettist, Leiter der Eventagentur Happy & Ness und jüngst auch als Buchautor. Der Titel des Buches verrät seine Profession: „Erst der Spaß und dann das Vergnügen“. Szeliga ist Botschafter des Humors und diesen Sendungsauftrag nimmt er bitter ernst.

„Ich bin ich“, und anders könne er seine Vorträge gar nicht machen. Er gibt sich auf der Bühne her. So wie er ist, mit seinem Füllhorn an positiven Gedanken. „Jeder Vortrag ist für mich: wow. Und wenn das nicht mehr ist, mache ich das nicht mehr.“ Für ihn wäre es das Schlimmste, würde jemand annehmen, er ziehe auf der Bühne nur eine Feel good-Show ab oder er mache jetzt das „Seminar Humor, Teil 3“.

Szeliga hält tatsächlich Humor-Seminare ab. Für Firmen! Es ist ihm ein Anliegen, Humor dorthin zu bringen, wo er nicht vermutet wird, und eben deshalb höchst notwendig ist. „Führungskräfte haben Angst, gute Laune zu verbreiten, weil sie fürchten, dadurch ihre Kompetenz zu verlieren.“

Wenn man Humor ehrlich und authentisch lebt – und nicht weil’s ein neues Management Tool ist -, dann hat eine Firma gerade jetzt ein enormes Potenzial und stärke ihre Resilienz. Aber wie kommt Humor in ein Unternehmen? „Wenn er von der Führungsebene vorgelebt wird. Wenn klar kommuniziert wird: hier wird hart gearbeitet, aber ich bin ein Mensch. Ich sage euch meine Fehler. Fehler zuzugeben ist der erste Schritt zu Humor, denn wir lachen gerne über Fehler. Die hohe Kunst ist, über eigene Fehler zu lachen. Solange der Chef am Büro vorbei geht und denkt: „Die lachen ja schon wieder. Wie kann man in Zeiten wie diesen nur lachen?“, wird es nicht funktionieren. Er muss gewissermaßen eine Humorfreigabe erlassen.“

Wie zum Beispiel in einer österreichischen Firma, wo just der schäbigste Besprechungsraum mit viel unangenehmer Energie zum „Humorraum“ befördert wurde. Dort befindet sich nun ein Humorbuch, wo die Leute Anekdoten und Witze hinterlassen. Die lustigste Geschichte des Monats liegt auf. Wenn die Leute grantig sind, gehen sie heute bewusst in diesen Raum. Soferne er verfügbar ist, denn der vormals brach liegende Raum ist heute gut gebuchter Ort für Besprechungen. Umgekehrt soll es auch schon vorgekommen sein, dass grimmige Besprechungsteilnehmer des Raums verwiesen wurden, weil dieser Raum der Befruchtung dienen solle.

Eine britische Luftfahrlinie wiederum hat einen Corporate Hofnarr installiert, einen Vermittler zwischen Betriebsrat und Chefetage. Der Hofnarr hat im Vorfeld die Spitzen mancher Aussagen und Absichten geglättet und hat Botschaften in typisch britischem Humor von einer Seite zur anderen getragen. Mit dem Effekt, dass Lösungen schneller und friktionsfreier möglich geworden sind. Persönlichen Attacken wurde die Schärfe genommen, ein Hauch von Leichtigkeit ist in den Berufsalltag gekommen.

Ein großer Pharmakonzern hatte einen toughen Chef mit durchaus unernsten Einfällen. An einem heißen Sommertag ist er in der Firma als Eisverkäufer herumgegangen und hat Eis verteilt. Bei einem Ideen-Wettbewerb gab es eine Prämie von 1.000 Euro. Und dem Gewinner würde er im Firmenhof noch zusätzlich das Auto waschen. Was er auch gemacht hat. Er war Chef und doch ein Mensch und ist gerade darum ernst genommen worden.

Aber Humor, so Szeliga, funktioniert nur durch Wahrnehmung und Wertschätzung. Fehlt das, wird Humor zur Waffe und purem Zynismus. Szeliga erzählt, wie in der Pause eines Vortrags ein deutscher Manager zu ihm kommt und sagt: „Wissen Sie was, junger Mann, ich hab auch so nen Gag. Wenn ich jemanden freisetze, sage ich: Herr Müller, es wird schwierig ohne Sie, aber wir wollen es zumindest versuchen.“ Da gefriert das Blut in den Adern. „Wollen Sie selbst so gekündigt werden?“, fragte der Humor-Botschafter, ganz ohne Lächeln diesmal, zurück.

Es muss ja nicht gleich Humor sein, ein Sinn für Wahrnehmung und Wertschätzung alleine wären schon ein feiner Anfang. Lob und Kompliment werden ja meist pauschal bei der Weihnachtsfeier verabreicht. Ich danke allen für die tolle Leistung, blabla …! Szeliga rät, das zu zerlegen in Einzellob, das spontan und anlassbezogen kommt. Frau Meierhofer, das was sie gestern gemacht haben, war toll. Es muss ehrlich individuell, spontan sein. Nicht inflationär. „Es geht nicht, wenn man sagt: Montag ist mein Lob-Tag.“ Szeligas Nachricht an ManagerInnen: du darfst jemandem sagen, dass er gut ist. Und er setzt nach: „Wenn man jemanden nicht wertschätzt, soll man den Kontakt bleiben lassen.“

Schade, dass Wertschätzung und Humor und wohl auch andere Qualitäten der Mitmenschlichkeit aus Angst nicht zugelassen werden. Aber manchmal bricht das Eis der Verhärtung. „Seien Sie mir nicht, böse, ich bin Vorstandsdirektor eines Technologieunternehmens!“, wurde Szeliga bei der Planung eines Firmenevents entgegengeschmettert. Die thailändischen Neujahrsballons, von einer Kerze zum Fliegen gebracht, stiegen dann trotzdem. Und der Konzernchef hatte Tränen in den Augen. „Ist das schön!“, flüsterte er ein um’s andere Mal.

Die großen Manager haben so sehr Angst davor, kindisch zu sein. Dabei haben wir doch für Kinder volle Sympathie. „Wenn dich ein kleines Kind anstrahlt und lächelt von einem Ohr zum anderen, wer sagt dann: grins nicht so blöd! – Das bekommt niemand hin.“ (Szeliga)

Vielleicht sollten wir von Kindern und auch von uns selbst als Eltern lernen. Szeliga: „Wenn ein Kind kommt und sagt: Schau Papa, da habe ich dich gemalt. Und man sieht einen Riesenkopf, unterschiedlich goße Augen, da hängt irgendwo etwas herunter. Dann sagt der Papa sagt: Schön! Und das hast du ganz alleine gemacht? Eigentlich ist das gelogen. Man müsste sagen: So ein Schmarrn. Das sieht mir gar nicht ähnlich. Andere 4-jährige können das besser. Marsch zurück auf’s Zimmer. Noch einmal! Aber schau: wir loben für fehlerhafte Leistung! Es geht darum, das Kindliche zu bewahren.“

Dr. Roman Szeliga

• Facharzt für Innere Medizin
• Mitbegründer des Vereins „CliniClowns“
(Ärzte des Lachens)
• Österreichischer Staatsmeister der
Zauberkunst
• Health Care Director – Johnson & Johnson
Medical Austria
• Geschäftsführer der Kommunikations-
agentur “Happy&Ness”
• Keynote-Speaker und Business-Trainer
unter den Top100 Referenten bei Speakers
Exellence
• Lehrbeauftragter an der Steinbeis-
hochschule Berlin, Institut: STI Professional
Speaker GSA

http://roman-szeliga.com
Tel: +43/664/3827401
management@roman-szeliga.com

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